
„Think like a passenger“
Magali Euverte ist sich sicher: Pragmatismus, Mut und Offenheit sind Eigenschaften, die es Frauen ermöglichen, Familie, Arbeit und den Alltag unter einen Hut zu bekommen. Als vorsitzende Geschäftsführerin ist sie bei KEOLIS Deutschland für rund 1.000 Mitarbeiter*innen zuständig. Unter dem Markennamen eurobahn ist KEOLIS der größte private Anbieter für Schienenpersonennahverkehr in Nordrhein-Westfalen.
Was ist Ihr schönstes Mobilitätserlebnis?
Für mich ist es am schönsten, am Puls des Geschehens zu sein – mitten im Betrieb für unsere Fahrgäste und mit unserem Team. Unsere Aktion „eurobahn – Im Dialog mit dem Fahrgast“ vereint beides. An den Bahnsteigen und in den Zügen nehmen Mitarbeiter aus allen Fachbereichen teil, um sich unseren Fahrgästen persönlich vorzustellen. Wir bekommen Lob und Anregungen von unseren Kunden. So erhalten wir ein ungefiltertes und direktes Ergebnis zu unseren umgesetzten Maßnahmen oder auch weitere Ideen für Verbesserungen.
Alle Ebenen des Unternehmens nehmen an unserem Event teil, und es fühlt sich gut an mit unseren KEOLIS-Westen eine Einheit zu bilden und stehen zudem als Team stark zusammen. Das macht wirklich Freude zu sehen, mit welchem Teamspirit wir mit unseren Fahrgästen in den Dialog gehen.
Welche drei Eigenschaften beschreiben eine starke Frau?
3 sind zu wenig 😉 :
Wenn ich es auf drei Eigenschaften festlegen muss, fällt mir zuerst ein:
– Pragmatismus: Frauen passen ihr Handeln an neue und die jeweilige Situation so an, sodass wirklich eine bestmögliche Handlung entsteht. Schnelles praktisches Handeln ist oftmals gefragt – und dies führt oft zu Erfolg. Es gibt für fast jedes Problem eine Lösung.
– Offenheit: Statt an starren Konzepten festzuhalten, sind Frauen offen gegenüber Neuerungen. Diese Offenheit verschafft unter anderem auch ein wichtiges und starkes Netzwerk, welches unabdingbar ist.
– Mut: Frauen sind sehr mutig beim Treffen von Entscheidungen. Beispielsweise kündigen sie einen Job ohne bereits eine neue passende Arbeitsstelle gefunden zu haben. Das ist für manche waghalsig, für die Mutigen jedoch die richtige Entscheidung, die sie und ihre Ideen vorantreibt. Darüber hinaus haben sie Ideen, die für vieler erst einmal ungewöhnlich klingen – setzen diese jedoch mutig und erfolgreich durch. Frauen haben den Mut, Wege neu und anders zu begehen – leider werden ihnen erst im Nachgang, wenn sie Erfolg damit haben, gestärkt und bestätigt.
Starke Frauen bekommen es immer wieder gezaubert „alles unter einen Hut zu bekommen“ – Familie, Arbeit und die täglichen Pflichten, die sich sonst noch so gerne dazugesellen. Um das alles zu schaffen, denken Frauen sehr global und heben stets den Blick über den Tellerrand hinaus.
Was würden Sie Ihrem jüngeren Selbst raten / mit auf den Weg geben?
• Halt an deinen Ziele fest
• Es gibt nichts, was du nicht lernen kannst und umsetzen kannst
• Hab keine Angst vorm Scheitern oder Rückschritt, es ist kein Einbruch, es bringt uns vorwärts
• Bleib neugierig und hinterfrage immer, „Macht es wirklich Sinn so?“
• Trau dir zu, die Linien zu bewegen. Du bist vielleicht die Einzige, die es kann/sieht, du sollst es probieren.
Sie sind Vorsitzende Geschäftsführerin, welche Herausforderung(en) mussten Sie schon meistern?
– Eines der anspruchsvollsten Projekte sind Betriebsaufnahmen. Hier wirken viele Einflussfaktoren ein, die wir als Unternehmen selbst nicht steuern können – beispielsweise werden die neuen Züge rechtzeitig zugelassen?
– Die Verdopplung unseres Unternehmens innerhalb von 3 Jahren. Unser Ziel ist es, ein sehr gutes Onboarding zu gewähren – wir möchten gemeinsam wachsen ohne das Wir- und Team-Gefühl zu verlieren.
Gab es Momente in Ihrem Leben, wo Sie sich gewünscht haben, ein Mann zu sein?
Nicht wirklich, manchmal war ich umso stolzer eine Frau zu sein, denn auch dies kann ein Vorteil sein. Grundsätzlich sollte ein Team Diversität widerspiegeln. Um sich perfekt ergänzen zu können, benötigt es Vielfalt.
Wie sieht die Mobilität der Zukunft für Sie aus?
Als gesamte Branche im „Schulterschluss“ – gemeinsam für die gemeinsamen und gleichen Ziele, wie zum Beispiel die Verdopplung der Fahrgastzahlen und dem Klimaschutz, sich einzusetzen:
o Verbesserte Infrastruktur und Digitalisierung, um mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen
o Klimaschutz-Ziele – Verdoppelung vder Fahrgastzahlen bis zum Jahr 2030
o die Zukunft gestalten
o Deutschlandtakt mit Anschlüssen Door to door
Was würden Sie als Entscheidungsträgerin als Erstes für Frauen tun?
– Ein Kinderbetreuungssystem entwickeln, das sich der heutigen und zukünftigen Situation anpasst und zudem genügend Plätze bietet
– Flexiblere Elternzeit und vor allem gute Einstiegs- und Weiterentwicklungsperspektiven für Mütter und Väter nach der Elternzeit
– Gehaltsanpassung / Statistik pro Unternehmen mit Pönalen, wenn der Unterschied zu groß ist
– Entgegenwirken von leeren Frauenstühlen im Aufsichtsrat
Warum braucht Mobilität Frauen?
– Vielfalt schafft Kreativität, die Mischung und Vielfalt ist wichtig
– Die Hälfte der Fahrgäste sind Frauen
– Es gibt viele Frauen, die bisher noch in den klassischen „Frauenberufen“ tätig sind. Frauen können MINT und Frauen schaffen die Vielfalt in „Männerberufen“. Unsere Branche muss ein paar Rolemodels zeigen, um auch vielleicht schüchternen Frauen zu zeigen, „Du kannst das und schaffst das – der Markt braucht dich.“